Verordnung über die Inventarisierung der Kunstgegenstände kirchlicher Stiftungen „Kunsttopographie des Erzbistums München und Freising“
Im Vollzug der Bestimmungen des Rundschreibens der Kleruskongregation vom 11. 04. 1971 an die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen, Nr. 3, werden im Auftrag der Erzdiözese durch den Kunstreferenten im Erzbischöflichen Ordinariat seit 1982 die Kunstgegenstände kirchlicher Stiftungen (Kirchenstiftungen, Pfründestiftungen, sonstige Stiftungen) inventarisiert. Dieses Inventar trägt den Namen „Kunsttopographie des Erzbistums München und Freising"; es besteht aus Schwarzweiß-Fotografien sowie beschreibenden Texten und ist fortzuschreiben. Es dient der Verwaltung des kirchlichen Eigentums und als Unterlage zu Bestandsprüfungen bei Visitationen und Pfarrerwechseln. (So steht es im Amtsblatt für das Erzbistum München und Freising, Nr. 12/1988, vom 15. Juni 1988.)
Die erste Kunsttopografie
Die erste Kunsttopografie, die über die Pfarrei Mariä Himmelfahrt in Dachau angefertigt wurde, stammt vermutlich aus der Zeit um 1980. Sie wurde im Auftrag des Erzbischöflichen Ordinariats München von Georg Brenninger erstellt. Auf je zwei einzelnen DIN-A4-Seiten, mit Schreibmaschine beschrieben, wurden die Kirchen Mariä Himmelfahrt sowie der Filialkirche St. Johannes Evangelist von außen und innen beschrieben sowie die darin vorhandenen Kunstgegenstände aufgelistet. Bei einer Vorort-Recherche wurden Fotos durch die Historiker erstellt, die Schwarzweißabzüge auf Karton aufgeklebt, beschriftet und der Pfarrei als Inventarverzeichnis übergeben. Die Nummerierung der Bilder auf den Kartons ist nicht fortlaufend und vermutlich auch nicht vollständig.
Eine umfangreiche Archivrecherche
Im Jahr 1996 fand eine umfangreiche Archivrecherche über die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Dachau-Süd statt. Im Diözesanarchiv wurde erfolgreich nachgeforscht. Es entstand eine Dokumentation zur Bau-, Ausstattungs- und Restaurierungsgeschichte. Diese Kunsthistorische Dokumentation bzw. Archivalische Forschung führten der Kunsthistoriker Dr. Stefan Nadler und die Historikerin Maria Hildebrandt M.A. durch. Im Pfarrarchiv St. Jakob Dachau, dem Archiv des Erzbistums München-Freising und im Archiv des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege blieb die Recherche jedoch ohne Ergebnis.
Eine aktuelle Kunsttopografie ist zu erstellen
Seit der Anschaffung der Andachtsmadonna für die Marienkapelle im Kirchturm im Jahre 2002 tauchte in den Revisionsberichten der Erzbischöflichen Finanzkammer immer wieder der Hinweis auf, eine aktuelle Inventarisierung der Kunstobjekte sei vorzunehmen und eine aktuelle Kunsttopografie zu erstellen.
Der Anfang 2019 neu gewählte Kirchenpfleger Erwin Kopf holte sich fachlichen Rat beim Erzbischöflichen Ordinariat in München. Hier wurde ihm die Fachreferentin Frau Dr. Martina Außermeier aus dem Ressort Bauwesen und Kunst für alle weiteren Vorgänge zugeteilt. Und so führte Frau Außermeier als erstes nochmals eine digitale Recherche über die vorhandenen Dokumente unserer Pfarrei im Archiv durch: alles was zu finden war, waren nur sehr rudimentäre Angaben, die unbedingt beizeiten überarbeitet werden sollten!
Daher wurde für das Frühjahr 2020 ein Ortstermin in Dachau vereinbart. Im Juni konnte ‒ trotz Coronapandemie ‒ eine Begutachtung und Bewertung durch die Fachreferentin stattfinden. Dazu hatte der Kirchenpfleger gemeinsam mit dem Mesner, Herrn Einzinger, alle „mobilen“ Kunstgegenstände zusammengetragen und im Kirchensaal aufgestellt. Frau Dr. Außermeier war fast einen ganzen Tag damit beschäftigt, das gesamte Inventar der Kirche und das Kunstinventar in Augenschein zu nehmen. Von jedem Objekt wurde ein Foto gemacht. Die Pfarrei ist im Besitz von zwei Weihnachtskrippen, auch hiervon wurde jede einzelne Figur erfasst.
Die Ausarbeitung der Kunsttopografie und die Bearbeitung und die Beschriftung der Bilder dauerte bis Mitte Dezember 2020 und liegt der Kirchenstiftung Mariä Himmelfahrt Dachau jetzt in digitaler Form vor.
Zwei interessante Gegenstände aus der neu erstellten Kunsttopografie
Einer unserer ältesten Kunstgegenstände ist ein Kelch (25 cm hoch) mit der Inschrift an der Fußunterseite: „Joseph Hoeckmayr, Parochus“ „Cosmas Leyrer / Fec. 1918-1920“. Er besteht aus Kupfer, wurde vergoldet, versilbert und ziseliert. Der Kelch besitzt einen runden, gewölbten Fuß mit breitem Standring, einen birnenförmigen Nodus (eine knaufartige Verdickung) am hohen Schaft und eine hohe Kuppa (Trinkschale) mit Ähren und Weinlaubmotiv bzw. -ranken und Akanthuslaub (etwa Bärenklaublatt).
Joseph Höckmayr war vor seiner Ernennung zum Pfarrer (1913-1927) in Schwabhausen mit 41 Jahren zunächst Benefiziat in Neufahrn bei Freising. Er hat die Pfarrei Schwabhausen während des Ersten Weltkriegs betreut. Höckmayr war auch der letzte Pfarrer der Pfarrei, bei dessen Berufung der Staat mitgewirkt hat. Ab 1925 ging das Recht auf den Bischof über. Am 11. Mai 1927 wechselte Höckmayr nach Sulzemoos. Dort wurde er zum Dekan ernannt. Am 8. November 1941 starb Höckmayr in Jetzendorf, wo er auch begraben wurde.
Quelle: http://kirchenundkapellen.de/
Der Künstler Cosmas Leyrer lebte von 1858 bis 1936 in München, der bekannte Gießer fertigte für Franz von Stuck zahlreiche Kunstwerke an. Das „Fec.“ hinter seinem Namen ist die Abkürzung des lateinischen „fecit“ und bedeutet „angefertigt“.
Quelle: Bayerisches Nationalmuseum, Objektdatenbank
Vermutlich handelt es sich hier um den Primiz-Kelch von Joseph Höckmayr, der für die Ausstattung der 1933 geweihten Filialkirche St. Johannes Evangelist gespendet wurde. Seit 1959 gehörte diese Filialkirche zur Pfarrei Mariä Himmelfahrt. Vor der Überlassung der Filialkirche an die Griechisch-Orthodoxe Gemeinde Dachau im Herbst 2000 wurde der Kelch an unsere Pfarrkirche übergeben.
Am Fuß des Kelches befinden sich drei Medaillons im geschweiften Rahmen: Kreuzigung, Hochzeit von Kanaan, Jesus als Zimmermann
Das Kreuz für den Wettersegen ist ebenfalls historistisch und wie der Kelch um 1920 entstanden. Es ist ein vergoldeter Kupferguss mit einem runden Fuß mit Akanthusdekor. Darüber das Kreuz mit Dreipassenden und Glassteinen, mittig ein rundes Schaugefäß mit Kreuzreliquie, umgeben von durchbrochenem Rankendekor. Das Wettersegenkreuz ist 36,5 cm hoch.