„Jauchzet, frohlocket! Auf, preiset die Tage!“ Mit dieser jubelnden Aufforderung an die erwartungsfrohen Zuhörer eröffnete der Dachauer Kammerchor, machtvoll unterstützt von den Bläsern und markanten Paukenschlägen des Ensemble Stross, Bachs Kantatenperle. Das Weihnachtsoratorium (BWV 248) ist gewiss das bekannteste und wohl auch meistgespielte Werk des genialen Sakralmusikers Bach. Die sechs Teile des Werkes wurden ursprünglich nicht komplett, sondern (jeweils mit liturgischem Rahmen) auf die einzelnen Feiertage des Weihnachtsfestes verteilt aufgeführt. Für die Kantaten I bis III waren der 25. bis 27. Dezember vorgesehen.
Das brillante Ensemble Stross konnte mit seinen großartigen Solistinnen und Solisten, besonders den Streichern, Trompeten, Flöten und Oboen, und mit Organistin Anne Horsch die festliche Klangfülle abrunden. Unter der souveränen, feinfühligen Leitung von Christiane Höft boten alle Musizierenden ein unsere Seelen berührendes, nobles Erlebnis, das unvergesslich bleiben wird. Die Zuhörenden wurden mit wohltuender Bezauberung beschenkt und bedankten sich mit langanhaltendem Schlussapplaus.
Wirkung auf die Zuhörer
Bis heute hören und erleben sogar Atheisten das Werk mit ähnlich großer Ergriffenheit wie die Gläubigen. Der Philosoph und Gottesleugner Friedrich Nietzsche schrieb in jungen Jahren über die Musik seines ‚göttlichen Bach‘: „Bei Bachs Musik ist uns zumute, als ob wir dabei wären, wie Gott die Welt erschuf." Sowie: „Wer das Christentum völlig verlernt hat, der hört es hier wirklich wie ein Evangelium.“ Und Bachs Oratorium verkündet tatsächlich eine unermesslich frohe Botschaft und beschert obendrein ein gigantisches Juwel der Musik, ein grandioses Konzert.
In festlichen Eingangs- und Schlusschören, erzählenden Rezitativen, glänzenden Arien für die Gesangssolisten und vierstimmigen Chorälen hat Johann Sebastian Bach zu den Weihnachtsfeiern 1734 in Leipzig die neutestamentliche Geschichte von der Geburt Jesu vertont. Die Texte der Gesänge hat Bach wohl zum Teil nach dem Wortlaut des Neuen Testaments selber verfasst, er hat aber auch Liedtexte von Martin Luther, Paul Gerhardt und anderen übernommen. Und für einige Chöre und Arien des Weihnachtsoratoriums hat er bereits aufgeführte, eigene Kompositionen wiederverwendet. Dieses Verfahren war zu jener Zeit durchaus sinnvoll. Denn da es noch keine Tonträger gab, konnte man musikalische Werke nur durch die erneute Verwendung – mit einem neuen Text – vor dem Vergessen bewahren.