Nach der freundlichen Begrüßung lenkte Anni Härtl den Blick aller Anwesenden, in der nur durch Kerzen erleuchteten und damit in ein mystisches Licht getauchten Kirche, auf die lebensgroßen Apostelfiguren.
Diese Figuren an den Pfeilern von Langhaus und Chor geleiten zum Hochaltar. Den Abschluss der Reihe bilden Petrus und Paulus zu Seiten des Altargemäldes. Gott Vater hält schließlich seine schützende Hand über unser geliebtes Dachau. Anni Härtl berichtete in sehr lebendiger Art und Weise über das bewegte Leben von Bildhauer Constantin Pader, der diese wunderbaren Kunstwerke um 1625 geschaffen hat. Seit der Neufassung durch Reinhard Huber im Rahmen der Renovierung um 1967 sind alle Figuren in weiß mit goldenen Borten gehalten. Die Häupter sind mit Messingreifen als Heiligenscheine geschmückt. Die Figuren standen früher an den Seitenschiffwänden; 1966 hat man sie im Zuge der Umbauten aufgrund der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils an die Langhauspfeiler versetzt. Die Figuren halten ihre Attribute in der Hand. Sie werden barfuß dargestellt, außer Jakobus der Ältere, dessen Füße wegen des Bezugs zur Jakobuswallfahrt in weißen Stiefeln stecken. Der frühere Kreisheimatpfleger Karlmax Küppers schwärmte von der Schönheit der Apostelfiguren: "Die himmelstürmende Kraft der dargestellten Apostelcharaktere sprengt schier die Ruhe des in klassischer Schönheit atmenden Kirchenraumes. Die Holzplastiken sind beschwingt von barocker Lebensbejahung und Lebendigkeit. Der feine Gesichtsausdruck ist das geistvolle Ergebnis hoher Bildhauerkunst. Von jeder Gestalt lässt sich deren innere Haltung und apostolische Sendung ablesen".
Mit majestätisch klingender Orgelmusik von J.S. Bach, passend zur Erhabenheit der Apostel, rundete Kirchenmusiker Christian Baumgartner den ersten Teil des Abends gebührend ab. Im nächsten Teil verwies Anni Härtl auf zwei große Bilder des Hl. Sebastian und Hl. Leonhard, die etwas versteckt an der Wand über der Sakristei hängen und damit ein Schattendasein führen. Bei den Ölgemälden handelt es sich um die früheren Altarblätter der Nebenaltäre, die bis 1853 im Altarraum zu beiden Seiten des Hochaltars aufgestellt waren. Sowohl beide Bilder als auch die kürzlich restaurierte Sonnenuhr von 1699 an der Südseite der Kirche stammen vom Maler Johann Georg Hörmann, der später auch Bürgermeister von Dachau war. Johann Georg Hörmann wohnte wie auch Constantin Pader in der Wieningerstraße. Feierliche Orgelmusik aus der Entstehungszeit der Bilder folgte den fesselnden Worten von Anni Härtl.
Zur letzten Station des Abends bat die engagierte Referentin alle Besucher auf die Empore. Und sogleich setzte sich eine Lichterprozession durch den Mittelgang nach oben in Bewegung. Auf der Empore angekommen, fiel der Blick aller sofort auf den festlich beleuchteten und geschmückten Christbaum links vom Hochaltar, der seit Montag eigentlich schon abgebaut sein sollte. Anni Härtl hatte den Mesner extra gebeten, den Baum stehen zu lassen. Er war Teil ihrer sehr anschaulichen und lebendigen Schilderungen des Brauchtums im Kirchenjahr. Beginnend mit dem Advent und endend mit Allerheiligen, Allerseelen und dem Christkönigsfest. Nach dem letzten Satz von Anni Härtl „und jetzt sind wir ja in der lustigen Zeit“ intonierte Christian Baumgartner als heiteren Abschluss eine Eigenkomposition in Form eines Potpourris, in dem sich so bekannte Melodien wie „O Tannenbaum“ und „Ein Prosit der Gemütlichkeit“ köstlich abwechselten. Eine Uraufführung am Ende eines kurzweiligen Abends! Liebe Anni Härtl, von dieser Stelle aus noch einmal ein bewunderndes Dankeschön für eine mittlerweile liebgewordene Tradition.