In den letzten Oktobertagen bereitete ich unser altehrwürdiges Familiengrab auf dem Alten Friedhof für Allerheiligen bzw. Allerseelen vor. Die milde Oktobersonne tauchte den alten Gottesacker in ein zauberhaftes, herbstliches Licht und wärmte so manchen der sehr kalt wirkenden schwarzen Basaltgrabsteine von allen Seiten. Das bunte Laub tänzelte leicht und beschwingt durch die Grabreihen. Ein wunderbares Schauspiel!
Bei einem anschließenden Rundgang durch den Friedhof stellte ich fest, dass dieser an drei Ecken mit je einer Kapelle in der Mauer ausgestattet ist. Zwei Motive waren mir sofort klar: Ein gegeißelter Heiland und eine Schmerzensmutter - passend zum Gottesacker.
Das Bildnis der dritten Kapelle konnte ich leider nicht zuordnen. Es zeigt einen Engel mit großen goldenen Flügeln, der ein Zepter in der rechten Hand über eine junge vor ihm kniende Frau hält. Über allem thront die Heiliggeisttaube. Die Struktur des Bildnisses gliedert sich auf jeden Fall in drei Ebenen: Mensch, Engel und Gott.
Insgesamt fristen alle drei Kapellen ein absolutes Schattendasein. Vielleicht bietet sich in den nächsten Tagen beim Gräbergang die Zeit und Muße für einen genaueren Blick auf diese Kleinode inmitten unserer Stadt.
Wolfgang Müller